Was will dieser Blog?

Dies ist der Blog ehemaliger Mitglieder des "Werkes". Er enthält Geschichten, Tatsachen und Erfahrungen, die vom "Werk" sorgfältig verschwiegen oder geleugnet werden. Er sei jedem ans Herz gelegt, der mit dem "Werk" in Kontakt kommt.

Schwester im Werk 1952 bis 1968 - Teil III




Von den Ex- Mitgliedern der zweiten Generation, also von denen, die nach uns „fliehen“ konnten, erfuhren wir, dass Mikle Strolz (Maria Katharina Strolz bzw. „Mutter“ Katharina) eine würdige Nachfolgerin Verhaeghes ist. Wir erfuhren von ihnen, dass sie gleichsam in einer Diktatur gelebt hatten. Wir, die schon zehn  Jahre draußen waren, verstanden, dass es so hatte kommen müssen. Uns wurde nun klar, warum „Mutter“ niemals eine geschriebene Regel wollte und warum jeder Versuch, eine Regel zu verfassen misslang. Sie ließ es schlicht und einfach misslingen. Für die Außenwelt war eine Regel aber wichtig, ging es doch darum unter einem Etikett laufen zu können. Ihr war es völlig egal. Heimliche Bewunderung empfand sie dagegen für jeden großen Namen. Vom Geheimdienst Hitlers war sie geradezu besessen. Die „drei Pfeiler“, das „nicht räsonieren, nicht diskutieren, nicht kritisieren“, die 1972 entstanden, waren gewissermaßen aus den Lehren von Lenin, Stalin, Mao und Hitler destilliert.

Die Gründerin gab zu, dass sie Gedankengut von anderen stehlen musste. Sie selbst hat nie studiert. Indem sie aber eine „Berufene“ studieren ließ,  bspw. eine Promotion in Kanonischem Recht oder einer anderen Wissenschaft, konnte sie ihre Auszeichnungen und Bücher für sich beanspruchen. Die Mitglieder mussten mit ihrem Blut unterschreiben, dass sie ihre Abschlüsse nie gebrauchen würden. Es gehörte alles ihr, auch wenn sie nichts davon verstand. Es entsprach ihrer Gewohnheit hier und dort etwas aus anderen Regeln abzukupfern, oder sie bediente sich der Kenntnisse von einem ihrer Mitglieder.

Mikle Strolz setzt diese Praxis fort. Sie wacht über die Mitglieder, die für sie arbeiten. Sie befiehlt ihnen, Berichte über die Priester, Prälaten oder Bischöfe zu schreiben, bei denen sie sie arbeiten lässt.  Alles was sie will, ist zu erfahren, was diese geweihten Männer so alles von sich geben. Jedes Mitglied ist dazu verpflichtet jeden Tag einen Bericht abzufassen über alles, was es hört und sieht. Strolz will wissen, was in den höchsten kirchlichen Kreisen geschieht. Ständig ist sie unterwegs und sucht sich dort, wo sie gerade hinkommt, beliebig ihre Opfer aus. Opfer, das heißt Mitglieder, die stets aus heiterem Himmel einen völlig neuen Auftrag bekommen. Sie lauert auf den Erlös von Heiligtümern und ist auf den Besitz ihrer Mitglieder aus. So saßen sie z. B. bis 1995 am Eingang des Wallfahrtsortes Banneux in Belgien. Frau Strolz braucht nämlich viel Geld: für sich selbst, für ihre Familie und für Schweigegeld. Ein Ex- Mitglied bekam z. B. 200.000 Belgische Franken (das sind umgerechnet ca. 5.000 €) von ihr, damit sie niemandem etwas von ihren Erfahrungen im Werk erzählte. Dabei schöpft sie aus dem, was Mitglieder an Geld und Eigentum mitbringen. Wenn diese etwas nicht schnell und willig genug abgeben, bestraft sie sie, auch indem sie sie für kürzere oder längere Zeit wegsperren lässt. Einige Mitglieder lässt sie sogar für krank erklären und lässt sie endgültig wegschließen. Das wolle sie selbst nicht so, wehrt sie in solche Fällen ab, aber „es liegt in der Familie des Mitgliedes“. Wie muss es erst Mitgliedern ergehen, die nach zwanzig, dreißig Jahren alleine draußen stehen?

Wir begriffen nun auch, warum Mikle die ersten zwanzig Jahre des Werkes unter Verhaeghe vergessen machen wollte. Die ersten Mitschwestern, die tagelang einen Teil Belgiens durchqueren mussten, um Geld für das Werk zu sammeln, wissen auch sehr genau, was mit diesem Geld geschah. In verschiedenen Bistümern gibt es Akten mit Aussagen von Ex- Mitgliedern aus dieser Zeit. Mikle forderte systematisch von den Bistümern alle diese Akten an. Um sie verschwinden zu lassen? Diese Mitschwestern haben wie „Arbeiterameisen“ den Besitz des Werkes finanziert. Einige haben es mit ihrem Leben bezahlt, weil sie auf ihren Sammeltouren solche Entbehrungen in Kauf nehmen mussten. Bei unseren Zusammenkünften erzählten sie, dass damals jeden Montag eine Gruppe von zehn jungen Frauen in verschiedene Richtungen losgezogen ist. Ganz Belgien musste durchquert werden, keine Straße durfte vergessen, kein Haus ausgelassen werden. Und das eine ganze Woche lang. Samstagsnachmittags erwartete man sie mit der aufgetragenen Summe zurück. War noch nicht genug gesammelt, mussten sie noch einmal los, um den fehelenden Betrag in der Umgebung aufzutreiben. Dass die Mitglieder dabei viele Abenteuer und Diskussionen mit der Polizei durchstehen mussten, ließ Verhaeghe kalt. Zudem mussten sie das alles ohne Transportmittel bewältigen. Sie gingen dabei große Risiken ein. Schlafen und Essen wurde auf ein Minimum beschränkt. Sie wussten nie, ob sie am nächsten Abend einen Schlafplatz haben würden. Soviel Liebe und Kraft musste man als Mitglied für die Gemeinschaft übrig haben.
Strolz will diese Zeit ein für alle Mal vergessen machen. Sie erklärt noch immer ungerührt, dass die Mitglieder von alledem nichts verstanden hätten. Sie kann die Ereignisse derart geschickt umdeuten, dass die heutigen Mitglieder Verhaeghe für eine Heilige halten. Außerdem will Mikle mit den älteren Mitgliedern nicht belastet werden, nur die alte „Mutter“ braucht sie noch, um ihren Weg gehen zu können. Sie hat für „Mutters“ Tod bereits alles vorbereitet.

Unsere größte Sorge gilt den Mitgliedern, die immer noch im Werk sind. Es gibt wohl einige, die herauswollen, die aber von ihren Eltern und Geschwistern nicht aufgefangen werden können. Außerdem ist es sehr schwierig, Kontakt zu einem Mitglied des Werkes zu bekommen. Ihr Verhalten kann tatsächlich sehr befremdend und unverständlich sein. Alles, was wir raten können, ist: Wenn Sie ein Familienmitglied im Werk haben, führen Sie ein vernünftiges, erwachsenen Gespräch mit ihm/ihr. Machen Sie niemals Vorwürfe und bleiben Sie immer offen für ihn/sie, wie befremdend das Verhalten auch erscheinen mag. Früher oder später kommen sie doch nach dem Erbe sehen. Oder sie kommen, um für ihr heiliges Werk zu betteln. Nutzen Sie auch diese Gelegenheiten nicht, um sie zu verletzen. Vielleicht haben sie durchaus den Mut, die Gemeinschaft zu verlassen. Machen Sie sich bewusst, dass sie nirgendwohin gehen können. Sie wegzuschicken wäre ganz falsch. Wenn jemand das Werk verlässt, denkt er in der ersten Zeit, dass er ein „Teufel“ ist, der „das Licht verraten hat“. So nennt man das im Werk, mit derlei Sprache werden die Mitglieder indoktriniert und verunsichert. Wir, die Ex-Mitglieder, haben vertrauen gelernt. Wir vertrauen der Vorsehung, nicht durch das Werk, aber durch unsere Familien und Freunde, die uns verstanden und uns aufgefangen haben. Wir sind dankbar für diese Befreiung und wünschen sie von Herzen all jenen, die noch im Werk sind.

2 Kommentare:

  1. Mikle Strolz ist die Tante von Thomas, Alois und Christine Felder.
    Alle 3 haben Führungsaufgaben inne. Warum wohl?

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  2. Es scheinen überhaupt viele "Familien" dort zu geben, Geschwister oder sonstige Verwandte. Auf jeden Fall tauchen manche Namen immer wieder auf.

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