Was will dieser Blog?

Dies ist der Blog ehemaliger Mitglieder des "Werkes". Er enthält Geschichten, Tatsachen und Erfahrungen, die vom "Werk" sorgfältig verschwiegen oder geleugnet werden. Er sei jedem ans Herz gelegt, der mit dem "Werk" in Kontakt kommt.

Einheit und Familiengeist


Dieser Text Verhaeghes ist ein typischer "Betrachtungstext": er wird aus dem Kontext genommen, auf ein Din A4 Blatt gedruckt und den Mitgliedern einen Tag lang, etwa an einem "Einkehrtag" überlassen. Oft müssen sie dann einen "Bericht" darüber verfassen, in welcher Weise sie sich von diesem Text "im Gewissen berührt" fühlen.

Auch inhaltlich ist der Text in vielerlei Hinsicht typisch. 
1) Das Werk als der Mystische Leib Christi? Verhaeghe spricht von Paulus und seinen Worten über die Kirche, den Mystischen Leib Christi, den sie "gesehen" habe - und sie sagt wortwörtlich, dass das Werk den Mystischen Leib "darstellen" muss. - Das soll es anscheinend tun, indem es den Anspruch dieser Metapher vollkommen erfüllt: Einheit um jeden Preis. 
2) Vollkommene Unterordnung. Verhaeghe spricht von Einheit, gegenseitiger Ergänzung und Familiengeist. Scheinbar schätzt sie die Vielfalt der Begabungen, ihr eigentliches Anliegen ist aber, den Einzelnen in den Dienst des Ganzen zu stellen, er muss sich einfügen. Der Text, der dem "Familiengeist" gewidmet ist, ist in Wirklichkeit überwiegend ein Appell zur Unterordnung. "Liebe" ist in diesem Zusammenhang nichts mehr als eine "reine Tugend", die mit zwischenmenschlicher Begegnung und persönlicher Beziehung nichts mehr zu tun hat. Damit zwingt Verhaeghe die Mitglieder gerade in jene Schein-Einheit, die sie eigentlich verurteilt. Die Mitglieder sollen ja gerade nicht nur so 'tun als ob' sie gerne dem "Ganzen" dienen und "alle eins" sind, das heißt aber in der Realität: sie sollen sich nicht nur äußerlich den Interessen des Werkes unterordnen, sondern müssen ihr ganzes Sein und Wollen den Interessen des Werkes unterordnen - dies ist in Wahrheit ein ungeheuerlicher Anspruch.

Ich habe den Mystischen Leib als ein Ganzes gesehen, nicht in Teilen. Wir müssen den Mystischen Leib darstellen durch unser Einssein. Gott hat wohl an alle etwas, Teile, von seinen Gaben gegeben, wenn ich mich so ausdrücken darf. Ich verstehe es im Sinn des heiligen Paulus, wenn er über die Verschiedenheit der Gaben und über die Einheit in der Verschiedenheit spricht. Doch eines hat Gott uns ganz und ungeteilt gegeben: seine Liebe. In der Liebe müssen wir fähig werden, die Gaben, die wir als Teile eines Ganzen empfangen haben, ineinander fließen zu lassen. 
Der heilige Paulus lehrt uns, wie die einzelnen Glieder ihre je eigene Aufgabe zu erfüllen haben und im Dienst des Ganzen stehen. Das ist die wahre, fruchtbare Einswerdung. Dann ist unsere Einheit auch eine Wirklichkeit, die im Innern lebt und nicht nur Schein nach außen ist. Schein-Einheit ist ein freundliches Getue. So etwas ist weit entfernt vom Zusammenströmen in der Tugend, vom gegenseitigen sich Absprechen und vom Ineinanderströmen in der Liebe. Wir müssen lernen, gemeinschaftlich zu denken und zu arbeiten und nicht nur für sich allein zu arbeiten und zu denken. 
Dieses "Für-sich-allein-sein-Wollen" war der Untergang vieler Gemeinschaften in der Kirche. Es baut den Familiengeist nicht auf. In einer Familie geht doch auch das mehr Persönliche der Eltern, im Maß des Wachstums eines jeden, auf die Kinder über. Darum wurde der Familiengeist von Beginn des "Werkes" an so stark betont und wird die Formung daraufhin orientiert, da es in unserer Zeit einen solchen Mangel an Familiengeist gibt.

-  Julia Verhaeghe, 25.01.1981

Selbstverleugnung

Dieser Text ist eine Sammlung verschiedener Zitate Verhaeghes, die vermutlich größtenteils aus Briefen stammen, die sie der Gemeinschaft jeweils in der Fastenzeit geschrieben hat. Verhaeghe unterstreicht Selbstverleugnung, Opferbereitschaft und Abtötung als notwendige Bedingung, um Gott zu gefallen und ein geistliches Leben zu führen. Dabei werden diese Haltungen undifferenziert als Läuterung der sündhaften menschlichen Natur, als "Lösung aus der Ichgebundenheit, die aus der Erbsünde kommt", verstanden.

Diese im Werk oft zur Betrachtung verwendeten und vorgetragenen Texte zeigen ein Stück weit die unmenschliche Spiritualität des Werkes, die darin besteht, das menschliche Ich an sich, in seinem Streben nach Erfüllung und Genuss zu verteufeln und den absoluten Verzicht nicht nur zum (unmöglichen) Ideal, sondern gar zur Bedingung des geistlichen Lebens zu machen Die individuelle Entfaltung von Menschen wird auf diese Weise unterdrückt, Menschen werden in ihrem Glücksstreben gebrochen und zu einem permanenten schlechten Gewissen verurteilt.

Mitglieder des Werkes, die dieses Ideal verinnerlicht haben, sind im eigentlichen Sinn des Wortes selbst-los geworden: sie sind ohne besondere Eigenschaften, ohne eigene Wünsche und Bedürfnisse, leicht verfügbare, anspruchslose, sich selbst gegenüber gleichgültige Arbeitskräfte im Dienst der Leitung des Werkes...

Die Selbstverleugnung, die Entsagung und die Abtötung sind ein notwendiges Gut auf dem Weg des Glaubens, um Jesus nachfolgen zu können. Sie sind wie drei Pfeiler, die miteinander verbunden sind, einander stützen und ergänzen…

Ja, Jesus erhob die Selbstverleugnung zum unentbehrlichen Grundsatz für seine Jünger. Wie könnten wir es wagen, an dieser Bedingung zu rütteln oder Einwände gegen sie vorzubringen … Nein, das wollen wir nicht tun, wie immer man auch in unseren Tagen darüber urteilen mag! … Jesu Wort bleibt ewig und unabänderlich wahr in seiner Echtheit und in seinem Inhalt.

Wie sehr möchte ich euch alle in eurer Lebensberufung im ‚Werk‘ glücklich wissen! Darum kann ich nicht aufhören, euch stets auf diese Bedingung – die Selbstverleugnung – hinzuweisen. Wer danach lebt, wächst im Glauben und in der Kenntnis der Gnade; er erfährt Jesu Wirken in ihm selbst und in seinen Werken. Er nähert sich Jesus in einer stets innigeren Vereinigung und wird fruchtbar im Dienste des Herrn.

Selbstverleugnung, Entsagung, Abtötung sind drei verschiedene Dimensionen der Selbsthingabe.

Das Opfer ist ein notwendiges Gut auf dem Wege der Bekehrung. Christus ist uns darin vorangegangen, damit wir wissen sollten, dass das wahre Leben wiedererrungen werden muss durch den guten Kampf, der uns die Selbstverleugnung, die Entsagung und die Abtötung auferlegen. Wir müssen diesen guten Kampf führen gegenüber der Sünde, den Neigungen zum Bösen und den Untugenden, welche wir in uns und um uns herum als Folgen der Erbsünde erfahren, die in jedem von uns wirksam sind.

Seien wir doch nicht so ängstlich angesichts des Opfers und des guten Kampfes: sie führen uns zum wahren Leben und zur Erlösung, sie lösen uns aus den Fesseln der Ichgebundenheit, in der wir alle wie in einem Kerker gefangen sind!

Geliebte, in dieser Fastenzeit bitte ich den Herrn für euch alle, dass sein Wort euch tiefer ergreife, damit sich euer Wille entschieden auf ihn ausrichte, im Glauben, in Opferbereitschaft, in großmütiger Selbstverleugnung und Entsagung. Auf diese Weise könnt ihr dem Herrn eure Dankbarkeit für die Gabe des Glaubens und für die Gnade der Berufung zum Ausdruck bringen. Durch sie seid ihr zu Trägern seines Lichtes für die Kirche in unserer Zeit vorherbestimmt, um vielen Seelen in seinem Namen Licht und Heil zu bringen und viele zur Auferstehung in Christus zu führen durch euren Glauben in seinem Dienst, einem Glauben, aus dem ihr in Tugend und voll Eifer lebt.
Julia Verhaeghe