Was will dieser Blog?

Dies ist der Blog ehemaliger Mitglieder des "Werkes". Er enthält Geschichten, Tatsachen und Erfahrungen, die vom "Werk" sorgfältig verschwiegen oder geleugnet werden. Er sei jedem ans Herz gelegt, der mit dem "Werk" in Kontakt kommt.

Das Werk und John Henry Newman

Wie das Werk zu Newman kam und wie es mit ihm umgeht


Das Werk betreut seit Jahrzehnten mehrere Newman-Zentren, u.a. in Rom und Oxford und hat ein erstaunliches Netzwerk mit Verbindungen zu Newman-Forschern und Interessierten weltweit aufgebaut. Dabei ist das Werk nicht wirklich an Newman interessiert, sondern an Newman als einem "Seelenverwandten" Verhaeghes. Verhaeghe wurde in ihrer Jugend durch eine Anthologien-Sammlung auf Newman aufmerksam und las ihre eigenen Anschauungen in seine Aussagen hinein, eine Lesart seiner Texte, die bis heute von Mitgliedern des Werkes weitergeführt wird. Tatsächlich liegt nichts ferner: Newman schreibt in seinen meisten Schriften gerade gegen die Auswüchse jener Religiosität des 19. Jahrhunderts an, die das Werk anachronistisch wieder zum Leben erwecken will, die es pflegt und verteidigt.

Die Konsequenz sind Interpretationen von Newman's Schriften, die einer völligen Umdeutung  Newman's gleichkommen, und dies obwohl ca. die Hälfte der Dissertationen von Mitgliedern des Werkes sich mit Newman beschäftigen: Lutgart Govaert: Kardinal Newmans Mariologie und sein persönlicher Werdegang (Gregoriana 1973); Hermann Geißler, Gewissen und Wahrheit bei John Henry Kardinal Newman (Lateran 1991); Peter Willi, Sünde und Bekehrung in den Predigten und Tagebüchern John Henry Newmans (Innsbruck 1992); Kathleen Dietz, John Henry Newman and the Fathers of the Church (Angelicum 2007).

Aus diesem Grund wird dem Werk die wissenschaftliche Anerkennung von Seiten der deutschen John-Henry-Newman-Gesellschaft oder renommierter Newman-Forscher (wie bspw. Roman Siebenrock, Günter Biemer, Ian Ker) seit Jahren verweigert, das Verhältnis beschränkt sich auf Zusammentreffen bei internationalen Tagungen, bei denen das Werk versucht, für sich selbst zu werben und seinen promovierten Mitgliedern zur Vernetzung und Anerkennung zu verhelfen (Bsp: die Newman-Konferenz in Rom 2010). Anerkannte Newman-Forscher beteiligen sich an solchen Veranstaltungen, weil sie ihnen eine Plattform bietet. Das Werk profitiert seinerseits davon, da die "Newman-Arbeit" eine seiner letzten öffentlichen Plattformen und sein größtes Prestige-Objekt ist.

Wenn sie auch vor dem Wissenschaftler nicht bestehen, erscheinen die Ausführungen "studierter" Priester und Schwestern vor dem Laien seriös. Dabei sind sie oft schon unter rein logischem Gesichtspunkt unhaltbar. Das soll hier nur anhand zweier rezenter Beispiele veranschaulich werden, die im Grunde für sich selbst sprechen und keines weiteren Kommentars bedürfen, nämlich an einem Artikel von Hermann Geißler in der theologischen Zeitschrift communio und einer Predigt von Peter Willi.


Hermann Geißler, Das Zeugnis der Gläubigen in Lehrfragen nach Newman

Wie er [John Henry Newman] im 19. Jahrhundert die Reduktion der Kirche auf das institutionelle Gefüge anprangerte, so würde er heute wohl die Tendenz zur Einebnung der Unterschiede zwischen Laien und Hierarchie aufdecken. Ähnlich wie er seinerzeit darüber klagte, dass man dem Konsens der Gläubigen keine Bedeutung beimaß, würde er in unseren Tagen vielleicht bemängeln, wie manche in der Kirche vergessen haben, dass die Entscheidungen in Fragen des Glaubens und der Sitten einzig und allein der Hierarchie zukommt.
Hermann Geißler, Das Zeugnis der Gläubigen in Lehrfragen nach John Henry Newman, in: IkaZ 41 (2012), 678.

Newman machte deutlich, dass die Kirche nicht nur aus dem Klerus besteht, sondern Gläubige und Klerus zusammen die Kirche bilden. Geißler leitet daraus ab, dass er heute bedauern würde, wenn die Unterschiede zwischen Laien und Hierarchie eingeebnet würden. Newman setzte sich im 19. Jahrhundert für die  Beteiligung von Laien bei Entscheidungen in Fragen des Glaubens und der Sitte ein. Hermann Geißler leitet daraus ab, dass er sich im 20. Jahrhundert wohl dafür eingesetzt hätte, dass solche Entscheidungen "allein der Hierarchie" zukommen... Dahinter verbirgt sich nicht nur eine grobe (unbewusste oder gewollte?) Missinterpretation von Newman's Grundgedanken, sondern auch eine Missinterpretation der aktuellen kirchlichen Situation. Diese Missinterpretation verrät Angst vor den Laien, da ihr die aktuellen Möglichkeiten zur Beteiligung von Laien schon übertrieben und so gefährlich erscheinen, dass sie wünscht, Newman würde auf den Plan treten und sie "aufdecken".


Peter Willi, Newman's Ideal von Heiligkeit

Heilig werden bedeutet für Newman schlicht und einfach: Tun, was man als wahr erkannt hat, in die Tat umsetzen, was man als Pflicht, als Wille Gottes, als Wert erkannt hat. Er sagt einmal: „Ich möchte nur behaupten, dass unsere Pflicht in Handlungen besteht – Handlungen jeder Art, Handlungen des Geistes so gut wie der Zunge und der Hand; aber auf jeden Fall besteht sie aus Handlungen; sie besteht nicht unmittelbar in Stimmungen und Gefühlen.“ Taten bringen uns viel weiter voran als Wissen, Gedanken, Worte oder Gefühle. Werke des Glaubens und der Liebe aus der Kraft der Gnade
verwandeln den Menschen und formen ihn zum Heiligen.

Peter Willi, Newman's Ideal von Heiligkeit, Predigt "zum bevorstehenden Allerheiligenfest" Oktober 2013.

Newman versucht die Konzentration frommer Kreise im 19. Jahrhundert auf das "fromme Gefühl" zu überwinden, indem er ihm geistige und praktische Verantwortung und Engagement entgegenstellt. Peter Willi folgert daraus den Primat der Tat vor dem Wissen, Denken und Reden, - das hat Newman aber nicht nur nicht gesagt, er hat das Gegenteil gesagt: die Art von Taten, von denen Newman spricht schließt Denken, Reden und Wissen ein (Handlungen des Geistes so gut wie der Zunge). Willi zielt dagegen auf ein Grundprinzip des Werkes ab, das man in Newman's Schriften beim besten Willen nicht ausfindig machen kann und das konträr zu Newman's eigenem Handeln steht: Handeln "aus Glauben" und "aus Gnade" ohne vorher nachzudenken, ohne Wissen, ohne darüber zu diskutieren (siehe die drei Pfeiler).


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