Was will dieser Blog?

Dies ist der Blog ehemaliger Mitglieder des "Werkes". Er enthält Geschichten, Tatsachen und Erfahrungen, die vom "Werk" sorgfältig verschwiegen oder geleugnet werden. Er sei jedem ans Herz gelegt, der mit dem "Werk" in Kontakt kommt.

Zielsetzung des Werkes



Die Zielsetzung nach dem ersten Kapitel der Konstitutionen

Ideal und Realität


Die Zielsetzung der geistlichen Familie „Das Werk“ besteht darin, zum Lob und zur Verherrlichung des dreifaltigen Gottes und zum Heil der Menschen ein Abglanz des Geheimnisses der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche zu sein und ihre übernatürliche Schönheit als Leib Christi und als Familie Gottes zu bezeugen. Durch ihr Sein und Wirken in Verbundenheit mit Gott und in Einheit untereinander wollen die Mitglieder dazu beitragen, dass die Menschen das Geheimnis der Kirche tiefer erfassen und in der Liebe zu ihr angesichts der Zeichen der Zeit gestärkt werden. (Konst. I,2)

Dieser Text über die Zielsetzung des Werkes enthält keinen Hinweis darüber, in welchen Bereichen Mitglieder der Gemeinschaft engagiert sind. Das Werk hat tatsächlich kein spezifisches Apostolat. Verhaeghe hielt es sogar für gefährlich, ein spezifisches Apostolat zu haben, da sie darin ein Hindernis für echtes geistliches Leben der Mitglieder sah. Sie schrieb dazu:

Gott will, dass das Werk von jedem ‚sogenannten Apostolat‘ Abstand nimmt, das im Volke Gottes zu einer weitverbreitenden Mentalität geworden ist... Es ist eine Art Apostasie unserer Zeit, ein Abgleiten, das mit ungesunden, ja sogar krankhaften und unkontrollierten Mächten, mit Begierden und Bedürfnissen gepaart geht, die für Zeiten des Glaubensabfalls typisch sind. Nicht selten ist es ein Aktivismus, der der Selbstverwirklichung freie Bahn gibt, ein Betrügen des eigenen Gewissens, wie es in einem Volke sichtbar wird, das vor allem das sucht, was den Ohren schmeichelt, wie der heilige Paulus sagt... Menschen dieser Art schienen mir so fest an ihre ‚ich-gebundenen‘ Talente und Fähigkeiten gefesselt zu sein, weil sie diese anbeten und sich darin auch anbeten lassen... Es kam mir vor,... als wären sie willenlose Werkzeuge der bösen Werke, getrieben durch ihre Leidenschaften, durch alle Spielarten von Hochmut und Eigenliebe.
  
   -   Zitat Verhaeghes aus: L. Scheffczyk, Wesensmomente des Charismas der geistlichen Familie "Das Werk", Eigenverlag Das Werk.

Zielsetzung. Das Ideal.


Mitglieder des Werkes definieren sich nicht über das, was sie tun, sondern über die innere Haltung, aus der sie leben. Sie nennen das ihre Seins-Berufung, die sie meist charakterisieren als „ein Abglanz der Kirche sein“. Fragt man dann weiter nach konkreten Tätigkeiten, bekommt man in der Regel zu hören: „Wir tun alles, was der Kirche dient“.


Das Ideal, das durch diese scheinbare Offenheit erzeugt wird, suggeriert eine große Dynamik und Bandbreite: da teilen Menschen aus verschiedenen Ländern, mit verschiedenen Begabungen und Berufen das tägliche Leben miteinander, erfüllen ganz verschiedene Aufträge, getragen vom einen gemeinsamen Ideal: der Kirche dienen. 


Das kann durchaus anziehend erscheinen, weil es das Gemeinschaftsleben in den Mittelpunkt stellt. Im Werk wird oft davon gesprochen, dass die Mitglieder in den Zentren Kirche für die Menschen wieder erfahrbar machen sollen, als Heimat und Familie, jenseits von Bürokratie und ideologischen Grabenkämpfen. Wer hier zu Besuch ist, erlebt eine strahlende junge Kirche, eine schöne Liturgie mit mehrstimmigem Gesang und ein gutes Essen mit mehreren Gängen. Dadurch sollen Menschen das Schöne an der Kirche erfahren: Kirche als eine Familie Gottes.




Zielsetzung. Beobachtungen.
Die Skepsis entzündet sich an der Frage: Wozu existiert eine Gemeinschaft, deren Mitglieder keine andere Zielsetzung haben als alle katholischen Gläubigen?


Tatsächlich hat das Ideal noch eine tieferliegende Dimension, die in der letzten Zeile des oben zitierten Textes angedeutet wird: Menschen sollten in der Liebe zur Kirche angesichts der Zeichen der Zeit gestärkt werden.


Wer gewohnt ist die Zeichen der Zeit positiv als die Stimme Gottes in der Geschichte zu deuten, wird diese Zeile wohl anders verstehen als sie im Werk gemeint ist. „Zeichen der Zeit“ steht im Grunde für die Moderne und Postmoderne, in der Sprache Verhaeghes ist es die Zeit der „Ismen“. Sie schreibt dazu, die Mitglieder des Werkes sollen 
ein Abglanz des Mysteriums der Kirche sein, um die Wunden zu heilen, die in der ganzen Welt und selbst innerhalb der Kirche durch so viele ‚Ismen‘ geschlagen worden sind. 
   -   Zitat Verhaeghes aus: L. Scheffczyk, Wesensmomente des Charismas der geistlichen Familie "Das Werk", Eigenverlag Das Werk.



Diese Ismen sind: Humanismus, Kommunismus, Individualismus, Feminismus, Liberalismus, Atheismus – Geisteshaltungen, die die vermeintlich so klare metaphysische Ordnung vorangegangener Jahrhunderte auflösen, Gott in Frage stellen, den Menschen in den Mittelpunkt rücken und Freiheit statt Heiligkeit zum obersten Prinzip erheben. Das sind Strömungen, die in den Augen Verhaeghes die Kirche angreifen, gegen die die Gläubigen geschützt und der Glaube verteidigt werden muss. 
Wo das Werk also Kirche in ihrer Schönheit bezeugt, lebt es eine Kirche vor, in der es keinen modernen Zeitgeist gibt und die so die volle Geborgenheit des Glaubens bieten kann, mitten in unserer Zeit und den Verunsicherungen, die ein gläubiger Mensch in ihr durchleidet.

Für einen jungen gläubigen Menschen kann dieses Ideal einer Kirche im Kleinen mit der entsprechend verheißenen Geborgenheit, Glaubensheimat und Lebendigkeit sehr anziehend sein, wie ein ehemaliges Mitglied es beschreibt:

Bei den Zusammenkünften herrscht Freude unter den vielen jungen Menschen. Man bekommt ein Gefühl von Zusammengehörigkeit. Man fühlt sich daheim. Aber es ist zu schön, zu gut. Im Nachhinein begriff ich, dass diese Atmosphäre bewusst geschaffen wird. Sie kommt nicht aus dem Herzen, sondern wird erzwungen.  
 - Rik Devillé, Het Werk. Een katholieke Sekte?, Leuven 1996, 85.
Trägt man sich erst einmal mit dem Gedanke, ins Werk einzutreten, erscheint es außerdem naheliegend, dass man als Mitglied der Gemeinschaft nicht nur viele sehr verschiedene und interessante Menschen kennenlernen, sondern auch entsprechend der eigenen Begabungen eingesetzt und gefördert werden würde, was sich im Nachhinein als bitterer Irrtum herausstellt.
Skepsis weckt auch schon die Zielsetzung des Werkes selbst, da sie tatsächlich einen ungeheuerlichen Anspruch verrät. Wenn das Werk als Gemeinschaft ein „Abglanz der Kirche“ sein will, meint das nicht einfach eine Selbstverständlichkeit, in dem Sinne, dass es sich mit der katholischen Kirche, ihren Prinzipien und ihrer Sendung identifiziert, wie das alle Gemeinschaften in der Kirche tun. Das Werk betrachtet vielmehr als seine eigentliche Sendung, Abglanz der Kirche zu sein, und zwar gegenüber den anderen Gliedern der Kirche. Hier legt sich der Verdacht nahe, dass das Werk tatsächlich für sich beansprucht eine Art „wahrer Kirche“ in der Kirche zu sein, die den übrigen Gliedern der Kirche erst zeigen muss, wie Kirche-Sein geht, weil sie es der Auffassung des Werkes nach nämlich nicht richtig leben. Dieser Verdacht wird schon durch den Hinweis auf die „Zeichen der Zeit“ im obigen Text, aber auch durch zahlreiche Texte Verhaeghes erhärtet, wie bspw.:

In seiner Güte und Barmherzigkeit, die von seiner Gerechtigkeit umfangen ist, hat Gott es gewollt und zugelassen, dass ich in diesem Licht innerlich schauen und dann auch in zunehmendem Maße von außen her feststellen durfte, in welchem Maße sein Volk von ihm sich abgewandt hat und zum Heidentum zurückgekehrt ist... Von den Strahlen dieses Lichtes durchdrungen wurde mir eine tiefe Liebe zur Kirche eingegossen; es erfüllte mich ein feuriger Eifer für sie, meine Mutter, zu deren Familie ich gehören darf. Die gleiche Liebe erfüllte mich für meine Brüder und Schwestern, vor allem für die Ärmsten, die in Gefahr sind, verloren zu gehen. Ich wurde zutiefst zu einer Bekehrung und Läuterung meines ganzen Wesens hingezogen, die es ermöglichen sollte, dass ich meine Sendung als Glied des Mystischen Leibes in der Treue zu diesem Licht erfüllen könne, das sich mir mit Kraft und voller Güte und Barmherzigkeit, die zugleich auch Gerechtigkeit ist, offenbarte. 
  -   Zitat Verhaeghes aus: L. Scheffczyk, Wesensmomente des Charismas der geistlichen Familie "Das Werk", Eigenverlag Das Werk.


Die Rede ist von den Wunden der Kirche, die die Mitglieder des Werkes heilen sollen, vom Todeskampf der Kirche, in den sie durch das Eindringen des Zeitgeistes, des Liberalismus und Humanismus geraten ist und aus dem Gott sie befreien will, indem er sich des Werkes als Werkzeug bedient. Das Mittel dafür ist die Spiritualität des Werkes. 


Diese Spiritualität besteht in der vollkommenen Reinigung des einzelnen Mitgliedes von den Spuren des Zeitgeistes. Um das zu erreichen, werden den Mitgliedern in der „Formung“ persönliche Züge so weit wie möglich abtrainiert, Wille und Verstand werden gebrochen. Schließlich bleibt also von der Verheißung familiären Zusammenlebens und menschlicher Vielfalt nichts übrig.