Was will dieser Blog?

Dies ist der Blog ehemaliger Mitglieder des "Werkes". Er enthält Geschichten, Tatsachen und Erfahrungen, die vom "Werk" sorgfältig verschwiegen oder geleugnet werden. Er sei jedem ans Herz gelegt, der mit dem "Werk" in Kontakt kommt.

Festungsdenken und Kriegsmetaphorik


Hintergrund: Der heilige Krieg

Festungsdenken und Kriegsmetaphorik sind nach Beinert Merkmale fundamentalistischer Gruppen. Beides hängt eng zusammen, ist die Festung doch selbst ein aus kriegsstrategischen Gründen errichtetes Gebäude. Der Hintergrund beider Merkmale ist die vermeintliche ständige Bedrohung, der fundamentalistische Gruppen sich ausgesetzt sehen und die selbst einen guten Teil ihrer Gruppen-Identität ausmacht bzw. zur Radikalisierung der Gruppe führt. Die Bedrohung wird dabei meist als übermächtig empfunden. Das heißt, sie hat entweder übermenschlichen (dämonischen) Charakter oder sie geht von der überwältigenden Mehrheit der Weltbevölkerung aus - oder beides zugleich: ein übermenschliches dämonisches Wesen hat den Großteil der Menschheit im Griff und möchte sich auch des "kleinen Restes" der betreffenden Gruppe bemächtigen. Diese sieht sich also im Krieg gegen eine Übermacht, die sie nur durch eiserne Disziplin, unermüdlichen Kampf und den Zugang zu verborgenen Kraftquellen oder ähnlichem besiegen kann.

Eine solche Weltsicht hat destruktive Auswirkungen auf die Psyche der Mitglieder, sie kann dazu führen, dass die Gruppe sich nicht mehr an Recht und Gesetz gebunden fühlt und dass sie vor Gewaltanwendung nicht zurückscheut.


Festungsdenken und Kriegsmetaphorik im Werk

Verhaeghe war geprägt vom Bewusstsein, dass Das Werk im Kampf zwischen Gut und Böse (s. Dualismus) eine entscheidende Rolle spielt. Ihre Sprache ist oft von Kriegsmetaphorik durchzogen. Auf sie zurückgehende Axiome dieser Art prägen bis heute das alltägliche Leben, Denken und Handeln im Werk. Nur zwei Beispiele dafür:

Zur Kriegsmetaphorik

Fais donner la garde! Verhaeghe hat diesen Spruch wohl einer Szene in einem Buch entnommen: In dem Moment, in dem das Leben des Königs auf dem Spiel steht, ruft er diesen Satz aus: die Leibgarde des Königs wird zum Einsatz gebracht, um ihn zu schützen. Das Werk war in den Augen Verhaeghes eine solche Leibgarde für die Sache des Königs, also für Christus und alles, was sie mit ihm verbunden hat: seine Kirche, seine Wahrheit, usw. dort, wo Christus selbst angegriffen würde, sollte Das Werk wie seine Leibgarde agieren, um ihn zu verteidigen und für ihn zu kämpfen. Der Spruch ist auf Karten gedruckt und in allen Zentren des Werkes verbreitet worden. Auch wenn er heute weniger verbreitet ist, als noch zu Lebzeiten Verhaeghes, ist er allen Mitgliedern bekannt. Vor allem ist der darin ausgedrückte Anspruch in der Gemeinschaft lebendig.

Zum Festungsdenken

Die Klostermauern des "geläuterten Gewissens". Auf Verhaeghe geht die Aussage zurück: "ich gebe euch keine anderen Klostermauern als die eures geläuterten Gewissens". Diese Maxime wird vom Werk selbst als höchst fortschrittlich betrachtet: die Mitglieder tragen keine Tracht, sie leben nicht in Klausur, sondern können auch außerhalb der Niederlassungen eingesetzt werden, sodass sie nicht durch Klostermauern vor der Welt "geschützt" werden, sondern durch ihr "geläutertes Gewissen". Tatsächlich offenbart diese Aussage aber ein Festungsdenken, das für das Werk ganz besonders typisch ist. Die Aussage dieses Axioms ist in Wirklichkeit nicht: handelt in der Welt entsprechend eurem Gewissen, sondern: ihr seid in der Welt in permanenter Gefahr und könnt ihr nur entrinnen, wenn ihr euer Gewissen "läutern" lasst, d.h. wenn ihr euer Denken und Wollen vom Werk verändern lasst, wenn ihr denkt und wollt, was das Werk euch sagt, dass ihr denken und wollen sollt. Tut ihr das nicht, seid ihr dem Feind ausgeliefert.


Der allgegenwärtige gute Kampf

Der biblische Begriff des "guten Kampfes" wird im Werk geradezu inflationär gebraucht. Allerdings wird er weder vor dem Hintergrund seines Entstehungskontextes reflektiert noch in seiner Verwendung im Werk hinreichend geklärt, sodass fraglich bleibt, in welchem Sinn diese Metapher vom Werk verstanden wird. Besorgniserregend ist die Häufigkeit und der Kontext, in dem dieser Begriff verwendet wird: Gekämpft wird gegen Satan und seine Werke, gegen "den Feind", gegen die eigenen "Leidenschaften"...  - so scheint die Metapher im Werk ziemlich wörtlich genommen zu werden und im Dienst des dualistischen Welt- und Menschenbildes zu stehen. Die oben geäußerten negativen Folgen eines solchen Denkens, stehen damit auch für das Werk und seine Mitglieder zu befürchten.

Stellen, in denen der "gute Kampf" in den Konstitutionen vorkommt:


Im „Gehorsam des Glaubens“ (Röm 16,26) schenken sie sich Gott, indem sie sich in der Kraft der Gnade Ihm mit Verstand und Willen unterwerfen und seine Offenbarung mit ganzem Herzen annehmen. So wird die Wahrheit Gottes sie immer mehr durchdringen und ihre begrenzten Einsichten und Erkenntnisse auf die eine Wahrheit hin ausrichten. Ihr Leben in der Berufung soll gekennzeichnet sein vom ständigen Bemühen, Grenzen und Schwächen im Glauben zu übersteigen. Dadurch verherrlichen sie Gott und empfange seine übernatürliche Kraft und Weisheit. Im Glauben sollen sie das göttliche Leben zur Entfaltung bringen und im Kampf gegen das Böse siegen (vgl. 1 Joh 5,4).
-  Konst. II,12 
Von Gideon und seinen Mitstreitern lernen sie [die Mitglieder des Werkes], im Kampf gegen den Feind menschliche Ängste im Glauben zu überwinden und ihr Vertrauen mehr auf Gottes Macht und die Einheit untereinander als auf die Anzahl der Kämpfenden zu setzen.
Konst. II,13



Waffen im Kampf gegen Satan – Die Angehörigen des „Werkes“ glauben, dass Christus die Macht Satans am Kreuz überwunden hat (vgl. Joh 12,31) und sie in der Taufe Anteil am Sieg Christi erhalten haben. Im Kampf gegen Satan (vgl. Eph 6,10-13), der danach strebt, sie in der Liebe erkalten zu lassen und von Christus zu trennen, vertrauen sie auf die übernatürlichen Waffen, die ihnen geschenkt sind: die Anbetung des allmächtigen und heiligen Gottes, den Schutz und die Fürsprache Marias, die Hilfe des Erzengels Michael, die drei göttlichen Tugenden, das „Heilige Bündnis“, das Gebet und die Buße, das Wort Gottes, die Sakramente und die Sakramentalien, die Gnade der Einheit mit der Kirche und untereinander sowie den Segen der Priester.
Konst. II,44



Als die Mutter des Sieges ist sie [Maria] ihnen [den Mitgliedern des Werkes] im guten Kampf nahe.
 
Konst. II,52



Sie vertrauen dem Erzengel Michael die Familie des „Werkes“ und die ganze heilige Kirche im Kampf gegen die Macht Satans an.
Konst. VIII,14



Das Sakrament der Firmung befähigt sie [die Mitglieder des Werkes], den guten Kampf zu kämpfen und in der Auseinandersetzung zwischen Licht und Finsternis die Treue zu Christus, zu seiner Kirche und zu ihrer Berufung zu bewahren.
 
Konst. VIII,20



„Das Werk“ muss im Geist der Unterscheidung auf die seelischen, geistigen und geistlichen Nöte des „kleinen Restes“ (vgl. Jes 10,21; Röm 11,1-12) hinhören und ihm die Geborgenheit einer geistlichen Familie schenken171. „Es sind damit alle jene gemeint, die in den Zeichen der Zeit treu den guten Kampf um den wahren Glauben kämpfen, die den Glauben an den dreieinigen Gott in ihrem Leben entsprechend der Überlieferung der Apostel und Propheten zu verwirklichen und zu bewahren suchen, sowie alle jene, die sich zu der heiligen Kirche als dem Mystischen Leib Christi, zu ihrer Hierarchie, ihrer Lehre und den Sakramenten in vollem Umfang bekennen“
Konst. IX,25
Wie der Gute Hirt die Herde vor Räubern und Dieben schützt, so sollen die Verantwortlichen den ihnen Anvertrauten beistehen und sie verteidigen, wenn sie Angriffen von außen oder von innen ausgesetzt sind. Sie zeigen ihnen Wege auf, wie sie Uneinigkeit vermeiden sowie in Versuchungen und im Kampf gegen unerlöste Leidenschaften mit Gottes Hilfe siegen können. Zugleich haben sie den Auftrag, ihre geistliche Familie vor Gefahren zu schützen, damit sie nicht die Klage des Propheten Ezechiel trifft: „Ihr seid nicht in die Bresche gesprungen. Ihr habt keine Mauer für das Haus Israel errichtet, damit es am Tag des Herrn im Kampf standhalten kann“ (Ez 13,5).
Konst. X,9
Sie blicken auf Maria und auf den Apostel Johannes, die Jesus Christus bis unter das Kreuz gefolgt sind. Vertrauensvoll erbitten sie deren Fürsprache, damit sie in Stunden der Prüfung nicht schwach oder ihrer Berufung untreu werden. Ihr ganzes Leben lang sollen sie die Tugend gläubiger Wachsamkeit bewahren, damit sie mit Gottes Gnade den guten Kampf bestehen, in der Versuchung standhalten und die ewige Herrlichkeit erlangen.
Konst. XI,1



Da auch die Berufenen im guten Kampf auf dem Weg der Bekehrung die Versuchung erfahren können, zwei Herren zu dienen, ist es ihre Pflicht, „das allzu Menschliche abzulegen und ́Christus anzuziehen`(vgl. Röm 13,14), um miteinander in anbetender Danksagung im Dienst des Herrn zu stehen“ (M.J.V.).

Konst. XI,5