Diese im Werk oft zur Betrachtung verwendeten und vorgetragenen Texte zeigen ein Stück weit die unmenschliche Spiritualität des Werkes, die darin besteht, das menschliche Ich an sich, in seinem Streben nach Erfüllung und Genuss zu verteufeln und den absoluten Verzicht nicht nur zum (unmöglichen) Ideal, sondern gar zur Bedingung des geistlichen Lebens zu machen Die individuelle Entfaltung von Menschen wird auf diese Weise unterdrückt, Menschen werden in ihrem Glücksstreben gebrochen und zu einem permanenten schlechten Gewissen verurteilt.
Mitglieder des Werkes, die dieses Ideal verinnerlicht haben, sind im eigentlichen Sinn des Wortes selbst-los geworden: sie sind ohne besondere Eigenschaften, ohne eigene Wünsche und Bedürfnisse, leicht verfügbare, anspruchslose, sich selbst gegenüber gleichgültige Arbeitskräfte im Dienst der Leitung des Werkes...
Die Selbstverleugnung, die Entsagung und die Abtötung sind ein notwendiges Gut auf dem Weg des Glaubens, um Jesus nachfolgen zu können. Sie sind wie drei Pfeiler, die miteinander verbunden sind, einander stützen und ergänzen…
Ja, Jesus erhob die Selbstverleugnung zum unentbehrlichen Grundsatz für seine Jünger. Wie könnten wir es wagen, an dieser Bedingung zu rütteln oder Einwände gegen sie vorzubringen … Nein, das wollen wir nicht tun, wie immer man auch in unseren Tagen darüber urteilen mag! … Jesu Wort bleibt ewig und unabänderlich wahr in seiner Echtheit und in seinem Inhalt.
Wie sehr möchte ich euch alle in eurer Lebensberufung im ‚Werk‘ glücklich wissen! Darum kann ich nicht aufhören, euch stets auf diese Bedingung – die Selbstverleugnung – hinzuweisen. Wer danach lebt, wächst im Glauben und in der Kenntnis der Gnade; er erfährt Jesu Wirken in ihm selbst und in seinen Werken. Er nähert sich Jesus in einer stets innigeren Vereinigung und wird fruchtbar im Dienste des Herrn.
Selbstverleugnung, Entsagung, Abtötung sind drei verschiedene Dimensionen der Selbsthingabe.
Das Opfer ist ein notwendiges Gut auf dem Wege der Bekehrung. Christus ist uns darin vorangegangen, damit wir wissen sollten, dass das wahre Leben wiedererrungen werden muss durch den guten Kampf, der uns die Selbstverleugnung, die Entsagung und die Abtötung auferlegen. Wir müssen diesen guten Kampf führen gegenüber der Sünde, den Neigungen zum Bösen und den Untugenden, welche wir in uns und um uns herum als Folgen der Erbsünde erfahren, die in jedem von uns wirksam sind.
Seien wir doch nicht so ängstlich angesichts des Opfers und des guten Kampfes: sie führen uns zum wahren Leben und zur Erlösung, sie lösen uns aus den Fesseln der Ichgebundenheit, in der wir alle wie in einem Kerker gefangen sind!
Geliebte, in dieser Fastenzeit bitte ich den Herrn für euch alle, dass sein Wort euch tiefer ergreife, damit sich euer Wille entschieden auf ihn ausrichte, im Glauben, in Opferbereitschaft, in großmütiger Selbstverleugnung und Entsagung. Auf diese Weise könnt ihr dem Herrn eure Dankbarkeit für die Gabe des Glaubens und für die Gnade der Berufung zum Ausdruck bringen. Durch sie seid ihr zu Trägern seines Lichtes für die Kirche in unserer Zeit vorherbestimmt, um vielen Seelen in seinem Namen Licht und Heil zu bringen und viele zur Auferstehung in Christus zu führen durch euren Glauben in seinem Dienst, einem Glauben, aus dem ihr in Tugend und voll Eifer lebt.
Julia Verhaeghe
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