Was will dieser Blog?

Dies ist der Blog ehemaliger Mitglieder des "Werkes". Er enthält Geschichten, Tatsachen und Erfahrungen, die vom "Werk" sorgfältig verschwiegen oder geleugnet werden. Er sei jedem ans Herz gelegt, der mit dem "Werk" in Kontakt kommt.

Das Werk als Familie Gottes. Ideal und Realität.


Das Werk als Familie Gottes.

Ideal und Realität



‚Das Werk‘ ist von Gott als eine Familie Gottes gewollt, in welcher alle Mitglieder, zu einem Leib zusammengefügt und durch eine hierarchische und klare Ordnung getragen, die Gnade der heiligen Taufe und Firmung und der anderen Sakramente zu einer tiefen Entfaltung bringen wollen.
Konst III, 1.


Mitglieder im engeren Sinn sind jene Frauen und Männer, die durch das Schließen des „Heiligen Bündnisses in den drei evangelischen Räten“ in der geistlichen Familie „Das Werk“ dem dreifaltigen Gott geweiht werden und so zum Leben und zur Heiligkeit der Kirche auf ihre Weise beitragen. Sie werden Mitglieder des „Werkes“ genannt. Die Erwählung zum gottgeweihten Leben in der Gnade der evangelischen Räte begründet unter ihnen eine wahre Gleichheit in der gemeinsamen Würde und Berufung zum Aufbau ihrer geistlichen Familie. Für die Mitglieder im engeren Sinn ist das „Heilige Bündnis“ auch ein „Bündnis mit der Gemeinschaft“ (M.J.V.), das ihre ganze Person an „Das Werk“ bindet.
Konst. III, 7.

Der Grundgedanke in der Rede von der "geistlichen Familie" ist, dass Das Werk als neue Form des geweihten Lebens auch eine neue Struktur und ein neues Selbstverständnis braucht. Von Anfang an hätten die Schwestern sich eher als eine "Familie" begriffen, nicht als ein "Institut".


Das Werk als Familie Gottes. Das Ideal.


"Familie" ist ein reicher Begriff, der viele emotional aufgeladene und tendenziell positive Konnotationen in sich trägt: in der Familie ist man "daheim", man erfährt Nähe und Geborgenheit, also eine menschliche Gemeinschaft die weit über die formelle Kooperation hinausreicht, die man am Arbeitsplatz oder im öffentlichen Leben erfährt. In der Familie wird man als ganzer Mensch wahrgenommen, in seiner Individualität und ist auch als solcher gefordert. Was zählt ist, wer man ist, nicht was man leistet. Kurz: in der Familie macht man (idealerweise) die Erfahrung, vorbehaltlos geliebt zu sein, ohne sich verstellen zu müssen. Streit und Missverständnisse sind dabei nicht ausgeschlossen, sondern haben ihren Platz, werden aber getragen von einem ungleich stärkeren gegenseitigen Grundvertrauen.

Weil es Gott immer um den ganzen Menschen geht, den er in seiner Individualität geschaffen hat, den er liebt und umfassend erlöst und damit zur umfassenden Gemeinschaft und vertrauensvollen Beziehung zu anderen befähigt, scheint "Familie" ein passender und schöner Begriff für eine Gemeinschaft des geweihten Lebens zu sein, wo Menschen das Leben miteinander teilen, die sich in den besonderen Dienst an Gott und dem Nächsten gerufen wissen.


Das Werk als Familie Gottes. Beobachtungen.


Zunächst macht es stutzig, wenn man liest, dass "Familiengefühl" für Beinert ein Merkmal fundamentalistischer Gruppen ist. "Familie" ist tatsächlich ein vager Begriff, besonders wenn er eine Struktur beschreiben soll, in der nicht miteinander verwandte, erwachsene Menschen zusammenleben.

Familienmetaphorik eignet sich hervorragend dazu, eine Atmosphäre aufzubauen, wie sie in "verschworenen" Gruppen herrscht, eine Atmosphäre, die klar draußen und drinnen trennt, in der Verschwiegenheit nach außen herrscht und unbedingtes Vertrauen gefordert werden kann, eine Atmosphäre, in der Menschen sich manipulieren lassen und Abhängigkeiten und Missbrauch verschleiert werden können.

Tatsächlich kann im Werk keine Rede von echtem "Familienleben" sein. Individualität wird nicht respektiert, geschweige denn gefördert. Spontaneität ist unerwünscht. Freundschaften und persönliche Beziehungen zwischen den Mitgliedern sind ausdrücklich verboten und werden ggf. sanktioniert. Das liegt in der Logik des dualistischen Menschenbildes des Werkes und seiner einseitigen Spiritualität. Im Noviziat wird die Persönlichkeit gebrochen, der Einzelne wird in seiner normalen Entwicklung gehemmt und (äußerlich wie innerlich) abhängig gemacht. Die Rede vom Werk als "Familie" klingt da geradezu zynisch.

Welche Funktion hat die Rede von der "Familie" dann?

(1) Mit dem Eintritt ins Werk wird das neue Mitglied von seiner eigenen Familie getrennt, und zwar möglichst weitgehend bzw. vollständig. Dies geschieht mit dem Verweis auf seine "neue Familie". Das Werk hätte nun alle Funktionen der "alten Familie" übernommen.

(2) Durch den Begriff "Familie" wird unbedingtes Vertrauen suggeriert: Als Familie hat man keine Geheimnisse voneinander, man spricht alles miteinander ab, man zieht sich nicht zurück, redet über alles - damit wird der Einzelne emotional in Bedrängnis gebracht und veranlasst, sich selbst völlig zu öffnen, wie er es früher gegenüber seinen Eltern oder Angehörigen getan hat. Allerdings bleibt diese Öffnung einseitig und geschieht nur gegenüber den Verantwortlichen, die ihrerseits nicht viel preisgeben. Der Einzelne kann sich also in Wirklichkeit nicht frei mitteilen. Was er sagt, macht ihn verwundbar. Er erfährt - im Gegensatz zu einer echten Familie - nicht, was in der Gemeinschaft wirklich vor sich geht. Von den Menschen, mit denen er zusammenlebt, weiß er sehr wenig und darf nicht nach ihnen fragen. Dennoch wird dem Einzelnen vermittelt: wenn du Vertrauen zu uns (den Verantwortlichen) hast und uns alles sagst, dann ist das die Nähe, die zu einer Familie gehört; und wir kümmern uns um dich, wenn wir dir "helfen" mit deinen Gefühlen "richtig" umzugehen. So werden die Mitglieder zugleich manipuliert und emotional abhängig...

(3) Der Begriff "Familie" hat keine Grenzen und Maßstäbe. Das einzelne Mitglied kann sich nicht auf eine bestimmte Lebensform oder Aufgabe berufen, um derentwillen er eingetreten wäre. Das Werk hält sich so alle Türen offen: es kann ein Mitglied zu einem kontemplativen Leben bestimmen oder zu einem Einzelleben alleine, weit weg vom nächsten Zentrum. Es kann einem Mitglied eine Berufsausbildung ermöglichen oder auch nicht. Es kann ein Mitglied Geld verdienen lassen oder nicht. Alles ist möglich, wie in einer Familie eben. Und die "Eltern" müssen sich den "Kindern" gegenüber nicht rechtfertigen.


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