Herz-Jesu-Litanei
Die Herz-Jesu-Litanei ist ein streng geheimer, innerhalb der Gemeinschaft aber sehr gut bekannter Text Verhaeghes. In diesem Gebet, das nur bedingt als "Litanei" bezeichnet werden kann, und in der Regel auch nicht wie eine Litanei gebetet, sondern eher zur Betrachtung vorgetragen wird, kommen abwechselnd das "Herz Jesu" und die "Seele" zu Wort.
Zum Anderen ist der Text dadurch brisant, dass er im letzten Abschnitt beinahe unverhohlen die Prinzipien moderner Rechtsstaatlichkeit und Gesellschaftsordnung angreift, indem er sie (bzw. jede nicht explizit christliche Gesellschaftsordnung) als inkompatibel oder gar widersprüchlich zur "göttlichen Ordnung" und zum "Königtum Christi" bezeichnet.
Herz
Jesu, wir wollen deine Getreuen sein und dir allein angehören!
Mein(e)
Geliebte(r), überliefere dich ganz und ungeteilt der Liebe meines Herzens, dem
Quell alles Guten.
Wolltest
du in meinem Heiligsten Herzen alles finden, was du brauchst, um mir vollkommen
zu dienen und nachfolgen zu können in allen Verfügungen meines Willens über dich.
Lass
mich über dich verfügen nach meinem
Wohlgefallen, dann werden mein Friede und meine Freude von dir ausgehen und
ausstrahlen auf alle, die sich dir nahen. Dies wird das schönste Zeugnis dafür
sein, dass du mit deinem ganzen Sein mir allein zugehörst.
Ich
werde Gebrauch machen von meiner Macht, um die Meinen mit starker Hand
hinzuführen zum Ideal ihrer Berufung.
Erhebe
deine Hände zu mir, öffne mir deine Seele, dann werde ich dich mit der höchsten
Gabe meiner rettenden Liebe bereichern.
Komm
und schenk mir als Gegengabe für mein Herz dein Herz, weihe mir deine Seele,
dein Leben, deine Schmerzen und Freuden. Ihr alle, seid ganz die Meinen.
Schau
auf meine durchbohrte Brust, auf dieses Herz, das dich geliebt hat bis zur
völligen Selbstaufgabe. Dasselbe Herz, das am Kreuzesholz aufgehört hat zu
schlagen, bleibt treu in seiner Liebe zu dir in der nicht mehr zu löschenden
Glut des Opferaltars.
Erinnere
dich wie ich einst kam, sieh, wie ich nun wiederkehre, um das Feuer der Liebe
in dir zu entzünden, das Feuer des Lebens, das Feuer der Heiligkeit und das
Feuer der vorbehaltlosen Hingabe als Schlachtopfer. Und wie verlange ich
danach, dass es brenne!
Herr
Jesus, mach uns stark im Glauben, true in der Hoffnung und ungeteilt in der
Liebe!
Geliebte(r),
wieder fühle ich die Ängste meines Todeskampfes, weil im Weingarten meiner
Liebe Dornen gezüchtet und um mein Herz gelegt wurden. Reiß sie aus, die
Dornen, durch dein Büßen und Sühnen, durch deine Treue und deinen Eifer in
meinem Dienst.
Schenk
mir dein Vertrauen ohne jeden Vorbehalt. Ich, der ich mit dir mein Bündnis
geschlossen habe, bin ewige Liebe und Treue. Schenk dich mir ganz, ohne
umzuschauen. – Ich gehe dir voran – fürchte nichts, fürchte dich nie vor etwas
-, sondern freue dich über das Bündnis, das du mit mir schließen durftest, weil
ich dich erwählt habe.
Meine
Liebe wird dich erfüllen und dich ganz eins werden lassen mit den Verfügungen
meines Willens über dich. Sei deshalb ein gefügiges Werkzeug zum Aufbau dieser
Einheit, die der Ausdruck deines Bündnisses mit mir ist.
Auf
dass deine Einheit mit mir wachse, schloss ich mit dir meinen Bund, der dich an
mein „Werk“ bindet. Diene in Friede und Freude, um jene Einheit weitergeben zu
können, deren Quelle und Lebensader ich bin.
Überliefere
dich ganz und ohne Vorbehalt der Liebe meines Herzens – dann wirst du das
Gesetz meines Bundes erfüllen und im Mystischen Leib Baustein jener Einheit
sein, wie ich sie im Vater und im Heiligen Geist besitze.
Ich
werde dir Kraft und Mut schenken, mir in apostolischer Opferliebe treu zu
bleiben, bis alles vollbracht ist.
Baue
auf mich, mit dem du einen Bund geschlossen hast auf meine Einladung hin. Meine
Kraft wird dich als mein Segen begleiten.
Sei
dessen gewiss, dass mein besonderer Segen mit dir sein wird alles Tage dieses
Lebens.
Mach
uns zu gefügigen Werkzeugen deiner Liebe!
Heiligstes
Herz Jesu, gefangener König der Liebe, fessle unser Herz, das so kleinmütig ist
in der Liebe und so kalt in der Dankbarkeit, an dich mit den Ketten einer
feurigen Liebe.
Heiligstes
Herz Jesu, gefangener König der Liebe, fessle unsere aufständischen Sinne an
dich mit den Ketten deiner alles überwindenden Gnade.
Heiligstes
Herz Jesu, gefangener König der Liebe, fessle unseren wankelmütigen und
schwachen Willen an dich mit den Ketten deiner Stärke.
Heiligstes
Herz Jesu, gefangener König der Liebe, fessle unsere missbrauchte Freiheit an
dich mit den Ketten eines lebendigen Glaubens.
Heiligstes
Herz Jesu, gefangener König der Liebe, fessle unseren hochmütigen Verstand an
dich mit den Ketten einer heilsamen Gottesfurcht.
Heiligstes
Herz Jesu, gefangener König der Liebe, fessle unsere erschöpfte und haltlose
Natur an dich mit den Ketten deiner milden Barmherzigkeit.
Heiligstes
Herz Jesu, lass uns eintreten in dein Herz selbst, lass uns für ewig darin
wohnen, denn außerhalb deines Herzens ist für uns nirgends Frieden und Ruhe.
Heiligstes
Herz Jesu, gib uns für immer dein göttliches Herz, um deiner heiligen Kirche
willen gib es uns, o Jesus, in den Stunden des Kampfes, in denen du die
Echtheit unseres
Eifers
und unserer Selbstverleugnung prüfst und wägst.
Herz
Jesu, du allein sollst unser König sein!
Beim
Annehmen der unvergleichlichen Gabe meines göttlichen Herzens müsst ihr mich als
euren König der Liebe anerkennen.
Die
ungeschaffene Liebe bist du, o Jesus. Darum wollen wir keine Liebe ohne Gott
oder gegen Gott anerkennen, denn alle Liebe muss aus dir empfangen, um den
Namen Liebe tragen zu können.
Die
einzige wesentliche Wahrheit bist du, o Jesus. Darum wollen wir keine Wahrheit
anerkennen ohne Gott oder gegen Gott.
Die
einzige wahre, unberührte Gerechtigkeit bist du, o Jesus. Darum wollen wir
keine Gerechtigkeit anerkennen ohne Gott oder gegen Gott.
Die
Quelle allen Rechtes bist du, o Jesus. Darum wollen wir keine Freiheit
anerkennen ohne Gott oder gegen Gott. Der einzige, der uns in Wahrheit befreien
kann, bist du, o Jesus.
Die
einzige wahre Brüderlichkeit ist die deine, o Jesus. Darum wollen wir keine
Brüderlichkeit noch Mitmenschlichkeit anerkennen ohne Gott oder gegen Gott.
Die
Grundsäule der gesellschaftlichen Ordnung bist du, o Jesus. Du, o Jesus, bist
das Grundprinzip aller Kultur. Darum wollen wir kein Scheinbild von Kultur
anerkennen ohne Gott oder gegen Gott.
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