Was will dieser Blog?

Dies ist der Blog ehemaliger Mitglieder des "Werkes". Er enthält Geschichten, Tatsachen und Erfahrungen, die vom "Werk" sorgfältig verschwiegen oder geleugnet werden. Er sei jedem ans Herz gelegt, der mit dem "Werk" in Kontakt kommt.

Dualismus

Sowohl Beinert als auch Weiß nennen Dualismus als ein Merkmal fundamentalistischer Gruppierungen. Dualismus bezeichnet eine Weltsicht, die die Realität aus zwei einander entgegengesetzte Prinzipien ableitet (Materie und Geist, Gut und Böse, o.ä.).

Das Werk lehrt (entgegen seiner eigenen Auffassung) tatsächlich ein klar dualistisches Welt- und Menschenbild.


Das dualistische Menschenbild des Werkes

Im Werk werden menschliche Empfindungen, Bedürfnisse und Handlungsweisen als "rein menschlich" bezeichnet. Was "rein menschlich" ist oder als "rein menschlich" betrachtet wird, steht in dieser Auffassung dem göttlichen Wirken entgegen. Es muss erst "geläutert" werden, damit der Mensch Gott wohlgefällig wird. Entgegen dem klassischen Prinzip "gratia supponit non tollit naturam" (Gnade hebt die Natur nicht auf, sondern setzt sie voraus), lehrt Verhaeghe, dass das Menschliche erst weggenommen (bzw. je nach Zitat "ausgerissen", "vernichtet", "zerstört") werden muss, bevor Gott in der Seele wirken könne.

Diese Lehre bewirkt in der Praxis das, was ehemalige Mitglieder als "Gehirnwäsche" erlebt haben: die eigene Persönlichkeit, die Gefühle, die persönliche Geschichte und Wahrnehmung, Wünsche und Ängste, werden in der Formung nicht positiv aufgenommen, sondern ignoriert bzw. ausgeredet und als sündhaft, egoistisch, falsch, verdorben abgelehnt und prinzipiell nicht gelten gelassen. Gerade die urmenschlichsten Bedürfnisse wie Freundschaft und Zuneigung, Wissen, Erfolg, Anerkennung, Privatsphäre, gelten als besonders gefährlich. Als Mitglied des Werkes darf man das alles nicht wollen. Dagegen wird man auf den Bereich des "Übernatürlichen" verwiesen: man müsse lernen die Dinge "übernatürlich" zu sehen, "übernatürlich" fühlen und denken zu lernen, d.h. nach keiner menschlichen Freundschaft und Liebe verlangen, weil Gottes Liebe genügt, keine Anerkennung suchen, sondern lieber gerne das Kreuz tragen, kein Wissen anstreben als die "Weisheit des Kreuzes" etc.

Tatsächlich gibt es ohne das natürliche menschliche Fundament aber auch kein "übernatürliches". Auch geistliche Erfahrungen, Einsichten und Lernprozesse bauen auf der eigenen "Natur", der Persönlichkeit, Wahrnehmung und Erfahrung des Einzelnen auf. Wer niemals aus tiefster Seele einen Menschen geliebt hat, wird auch Gott nicht wirklich lieben können, wer "menschliches" Wissen und das Interesse für die Natur und die Welt verachtet, wird auch keine geistliche Erkenntnis gewinnen etc. Wer sich selbst tatsächlich nur als sündhaft und dem Wirken Gottes entgegenstehend begreift und daher alles eigene Denken, Wollen und Wünschen ausblendet, hat sich nicht - wie er meint - für Gott geöffnet, sondern hat tatsächlich Gott alle Zugänge zur eigenen Person versperrt. Er entwickelt sich nicht mehr, weder geistig noch geistlich. Was er im Sinne des Werkes für "übernatürliches Denken" hält, meint dann im Werk in der Tat: gar nicht mehr denken, keine eigenen Überlegungen und Erfahrungen zulassen, sondern schlicht und einfach alles so anzunehmen und wiederzugeben, wie die Leitung des Werkes es vorgibt.

Das dualistische Menschenbild des Werkes bringt unreife, gehemmte und skrupulöse Menschen hervor.


Das dualistische Weltbild des Werkes

Das Werk teilt die Welt ziemlich klar in Gut und Böse ein. Der Bereich des Guten ist (in Abstufungen) Das Werk, die katholische Kirche und Menschen, die entsprechend der Morallehre der Kirche leben (insbesondere bzgl. der Sexualmoral: wer also bspw. Enthaltsamkeit vor der Ehe praktiziert oder auf Verhütungsmittel verzichtet). Der Bereich des Bösen ist "die Welt", ihr entspricht (wieder in Abstufungen): wer nicht im Werk ist, wer nicht katholisch ist, wer nicht nach der Morallehre der Kirche lebt (wiederum insbesondere nicht nach der Sexualmoral der Kirche).

Das Böse wird überall gesehen. Es ist ein persönliches Prinzip: der Böse, der (verglichen mit der eher kleinen Rolle, die ihm in der Bibel oder in Äußerungen des Lehramts beigemessen wird) große Bedeutung und Macht zu haben scheint. Er hat Macht auch über Mitglieder des Werkes (vgl. Der Quälteufel), v.a. ist er schon sehr weit in die Kirche vorgedrungen, was sich besonders an der Krise seit dem Konzil zeigt. In erster Linie aber ist er in der "Welt" tätig, sie erscheint als sein eigentlicher Machtbereich, wo er von den ihm verfallenen Menschen unbemerkt sein Unwesen treibt und sie alle in die Sklaverei der Sünde zwingt. Man kann fast alle Texte Verhaeghes so lesen, dass sie aus dieser Perspektive geschrieben sind.

Auf der Grundlage dieses dualistischen Weltbildes blühen im Werk eine ganze Reihe an Verschwörungstheorien und Verfolgungsängsten auf. Bestimmte "Strömungen" erscheinen als so böse und gefährlich, dass das Werk bzw. einzelne Mitglieder in eine regelrechte Panik verfallen, weil sie darin unmittelbar den Bösen am Werk sehen, bis dahin, dass sie meinen darüber "aufklären" und sich vor ihnen "schützen" zu müssen. Das sind v.a.: Freimaurerei, Relativismus, Liberalismus (insb. liberale Theologie), Gender-Mainstreaming, Kommunismus, Feminismus, Islam(ismus), Judentum, Esoterik, u.a.m. Diesen Gruppen wird alles zugetraut, bis dahin, dass sie das Werk heimlich abhören und es vernichten wollen. Um sich vor ihnen zu schützen, wird zunächst die direkte Berührung damit vermieden, dann "informiert" man sich darüber aus den einschlägigen "Informationsquellen" des Werkes (Kath.net, Gabriele Kuby, Karl Wallner u.ä.) und schafft sich ein Bild der Bedrohung, das dann weiterverbreitet wird. Um sich generell vor Angriffen und Verfolgungen zu schützen, die von jeder dieser "Strömungen" jederzeit ausgehen kann, schottet man sich ab, verwendet in Briefen, mails und am Telefon eine teils verschlüsselten Sprache, vernichtet sämtliche Schriftstücke oder schließt sie sicher weg, sorgt dafür, dass so wenig Information wie möglich "nach draußen" kommt und schärft den eigenen Mitgliedern permanent ein, dass sie aufpassen müssen, was sie "draußen" sagen. So entsteht eine Atmosphäre bedrückender Angst.

Alles in allem ist der Dualismus wohl das prägendste und bedrückendste Phänomen am Fundamentalismus des Werkes.



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