Was will dieser Blog?

Dies ist der Blog ehemaliger Mitglieder des "Werkes". Er enthält Geschichten, Tatsachen und Erfahrungen, die vom "Werk" sorgfältig verschwiegen oder geleugnet werden. Er sei jedem ans Herz gelegt, der mit dem "Werk" in Kontakt kommt.

Schwester im Werk von 1967 bis 1974 - Teil III


Als ich einige Monate im Werk war, hatte ich also nur noch Kontakt zu Menschen, die vom Werk gutgeheißen worden waren. Was diese Menschen anging, sollte ich nur „für sie beten“ und damit beweisen, dass ich für das Werk „Frucht tragen“ konnte. Später wurde mir klar, was für ein Druck dadurch ausgeübt wird, dass man diesen „Beweis“ bringen muss: man setzt fieberhaft alles in Bewegung, um Kandidaten für das Werk zu finden und beginnt selbst Druck auf sie auszuüben.


Je länger ich im Werk war desto mehr wurde mir auch bewusst, was für eine mysteriöse Atmosphäre um „Mutter“ aufgebaut wurde. Wenn einer ihrer Besuche geplant war, dann befand sich alles im Haus in nervöser Agitation. Sie wurde angebetet. Jedem wurde eingebläut, wie außergewöhnlich es war, in ihrer Nähe sein zu dürfen. Wenn sie sprach, musste alles in den Hintergrund treten und jeder musste schweigen.


Das Werk nahm mich immer mehr in Beschlag. Automatisch filterte ich alles, wie sie es mir vorschrieben. Nach wie vor war ich mit einigen anderen in Rom in einer bevorrechtigten Position; und obwohl ich das merkte, war ich überzeugt, dass jedes Mitglied seinen eigenen Auftrag hatte. Menschen kamen und gingen, aber keines der „einfachen“ Mitglieder stellte Fragen. Es galt ja die Regel: Persönliches wird ausschließlich mit dem Verantwortlichen besprochen. Untereinander über persönliche Angelegenheiten zu sprechen gehört sich nicht; es kann die eigene Berufung gefährden. Mich machte das alles immer noch nicht skeptisch.


Mit Erfolg hatte ich meine Studien in Rom abgeschlossen und war voller Eifer, nun meine Talente in den Dienst des Werkes zu stellen, das nach dem Zweiten Vatikanum die Rettung der Kirche war. Im Laufe der Zeit hatte ich aber – immer auf Anordnung der Verantwortlichen – einiges zu Papier gebracht. Zum Beispiel musste ich jedes Jahr von neuem schriftlich darum ansuchen, weiterhin Mitglied des Werkes bleiben zu dürfen. Außerdem unterschrieb ich ein Dokument, in dem ich mich zum Verzicht auf meinen ganzen Besitz bereit erklärte, und zwar sowohl gegenwärtig (ich hatte ja gar nichts) als auch „zukünftig“. Später erfuhr ich, dass das Werk Gott-weiß-woher mehr über den Besitz meiner Eltern wusste als ich selbst. Außerdem hatte ich – wie jeder andere auch – eine Monatskarte, auf der ich alle meine Ausgaben festhalten und mitteilen musste! Das reichte von den „Lebenshaltungskosten“ bis hin zu Reisekosten, obwohl alle Reisen nur auf Anordnung gemacht wurden, andere waren ja gar nicht möglich. Für alles gab es feste Summen: Bücher, Seife, Kleidung... bis ins Kleinste. Es braucht nicht viel Vorstellungskraft, um sich auszumalen, dass die Gesamtsumme dieser Monatskarten nach einigen Jahren beträchtlich hoch war. Als ich mein Studium beendete, musste ich nun also unterschreiben, dass ich dem Werk sämtliche Ausgaben erstatten würde, würde ich das Werk jemals verlassen. Das war nur eine Formalität, sagte die Verantwortliche, wir vertrauten einander ja... man wüsste aber nie, was in dieser schlechten Zeit nicht alles geschehen könnte. Ich merkte nicht einmal, dass ich alles trotzdem im Auftrag des Werkes tat. 


Fortsetzung hier

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