"Seinsberufung"
Der Begriff der "Seinsberufung" ist im Werk gewissermaßen der Gegenbegriff zum "Apostolat". Indem die Mitglieder des Werkes ihre Berufung als "Seinsberufung" begreifen, sagen sie nicht nur, dass sie "kein spezifisches Apostolat" verfolgen (vgl. die Zielsetzung des Werkes), sondern auch, dass eine solche spezifische apostolische Berufung weniger wert wäre als eine "Seinsberufung". Der Begriff soll suggerieren, dass die Mitglieder des Werkes, nicht nur ihre Aktivitäten, sondern ihr ganzes Sein in den Dienst an Gott und den Menschen einbringen, also vermeintlich mehr als rein apostolische Gemeinschaften. Dabei verschleiert die Rede von der Seinsberufung, dass den Mitgliedern des Werkes die Möglichkeit genommen ist, sich über ihre Tätigkeit selbst zu definieren. Sie müssen jederzeit bereit sein, jede Art von Tätigkeit auszuüben, gleich wie gut sie dafür geeignet sind und wie wohl sie sich dabei fühlen, weil nach der Ideologie des Werkes, allein das "Sein" zählt, nicht das Tun. D.h. wichtig ist alleine, dass jedes Mitglied da ist, wo es hingestellt wird, und zwar möglichst still und zufrieden. Darüberhinaus erlaubt die Rede von der Seinsberufung, den Verantwortlichen, nicht nur in das Tun ihrer Mitglieder einzugreifen, sondern auch in ihr Sein, d.h. in die persönlichsten und intimsten Bereiche ihres Denkens, Wollens und Fühlens. Erst wenn ein Mitglied in seinem "Sein" "ganz Werk geworden" ist, kann es die Berufung authentisch leben. Der Begriff der "Seinsberufung" ist damit ein Indiz für die geistliche Manipulation, der Mitglieder des Werkes ausgesetzt sind.
Zum "sektenartigen Hausjargon" neuer geistlicher Gemeinschaften vgl. Urquhart, Gehirnwäsche.
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