"Bekehrung"
Als Bekehrung gilt gemeinhin der Prozess einer - in der Regel religiösen - umfassenden Neuorientierung, die ein Mensch aus freien Stücken selbst vollzieht. Oft geht dem ein tiefgreifendes Erlebnis voraus, das die Person zum Nachdenken und zum Änderung ihres Lebenswandels bewegt hat. Im Werk wird der Begriff der Bekehrung dagegen geradezu inflationär gebraucht, da er auf jede Art von Gesinnungswandel und Tätigkeit angewendet wird (z. B. kann sich jemand davon "bekehren", Jeans zu tragen oder an Freitagen Fleisch zu essen). Wenn sich jemand in diesem Sinne bekehrt, bekehrt er sich aber nicht zu Gott oder zu einer bestimmten Religion, sondern zur Ideologie des Werkes bzw. zu einer bestimmten einseitigen und extremen Form des Katholizismus, den das Werk pflegt. Auslöser ist kein aus innerer Einsicht und freien Stücken gewachsener Wille - besonders im Falle der Mitglieder des Werkes, die sich zu Beginn von sehr vielem bekehren müssen - sondern der (mehr oder weniger subtile) Druck der Gemeinschaft. Dieser Druck führt dazu, dass der Einzelne sich tatsächlich auf einem "Weg der Bekehrung" wähnt, der ihn näher zu Gott bringen würde, je mehr er sich der Ideologie des Werkes unterwirft und sein Denken und Handeln danach ausrichtet.
Zum "sektenartigen Hausjargon" neuer geistlicher Gemeinschaften vgl. Urquhart, Gehirnwäsche.
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